Gitarrenunterricht Fortgeschrittene

Meine Erfahrungen hierzu sind, das nahezu jeder Gitarrenlehrer sehr gern fortgeschrittene Gitarrenschüler unterrichtet.
Das gilt auch für mich und meinen fortgeschrittenen Gitarrenschülern, ganz unabhängig davon, ob Gruppenunterricht, Einzelunterricht oder Bandtraining.

Die Gründe dafür sind zwar vielfältig aber ganz einfach nachzuvollziehen.
Es ist natürlich hinsichtlich des Gitarrenunterrichts, der Spielweisen, der Spieltechniken, der Musikrichtungen, des Songmaterials, des Repertoires, der Musiktheorie, der Kenntnisse von Harmonien, Melodien und Rhythmen, sowie dem Verständnis der gesamten Musiktheorie und Harmonielehre viel mehr möglich, als bei einem Anfänger im Gitarrenunterricht.

Das gilt sowohl für die Techniken der Greifhand, als auch für die Techniken der Anschlagshand, als auch den gesamten Spielmöglichkeiten die die Gitarre und die Gitarrenmusik zu bieten hat.

Sehr wichtig finde ich es für den Gitarrenunterricht eines fortgeschrittenen Gitarrenschülers, ihn da zu fördern und zu fordern, wo er sich spieltechnisch befindet und ihn weder zu überfordern, noch zu unterfordern, also auf dem Niveau „abzuholen“ wo er sich gerade befindet und dahin zu „bringen“ wo er hin will.

Das kann übrigens ein ganz anderes Niveau oder Ziel sein, auf dem sich der Gitarrenlehrer befindet oder hin will.
Darum finde ich es auch sehr wichtig, offen darüber zu sprechen, zu reflektieren und sich als Gitarrenlehrer auch immer selbst zu hinterfragen, ob ich wirklich weiterhin der richtige Gitarrenlehrer für diesen fortgeschrittenen Gitarrenschüler bin.

Kein Gitarrenlehrer der Welt beherrscht alle Gitarrenstile,- Spielarten,- sowie Musikrichtungen gleichermaßen und ich habe in meiner Musikschule immer sehr darauf geachtet möglichst viele unterschiedliche Gitarrenlehrer, also Gitarrenlehrer mit verschiedenen Schwerpukten zu beschäftigen.

Ich habe auch in meinem jetzigen Gitarrenunterricht kein Problem damit, einen fortgeschrittenen Hard-Rock Gitarristen, der seine Gitarrenfähigkeiten im Speed,-Trash,-oder Deathmetal erweitern will, zu einem passenderen Gitarrenlehrer zu schicken, da das einfach nicht meine Musik ist.

Andererseits ist es auch unverantwortlich einem Gitarrenanfänger einen Jazzstandard mit anspruchsvollen komplexen Harmonien, Melodien und Rhythmen beizubringen.

Das wäre sowohl von der Spielweise,-bzw. Technik der linken wie der rechten Hand nicht zumutbar, schnell frustrierend und demotivierend für den Gitarrenschüler, wie auch für den Gitarrenlehrer. Das wäre dann eher etwas für Fortgeschrittene Gitarrenschüler, die sich für Jazzmusik interessieren. Das Verständnis von Jazzharmonien, mit Ihren zum Teil sehr komplexen und schwierigen Akkordfolgen, sowie viele weitere Grundvoraussetzungen, wie die Technik, anspruchsvolle Melodien, Rhythmen und Barreeakkorde in allen Lagen spielen zu können, ist ja bei Anfängern noch gar nicht vorhanden.

Das Gleiche gilt für das gesamte klassische Musikrepertoire, sowie Songs aus der Rock und Pop Musik.
Die Koordination, sowie die Motorik beider Hände und die Fingerfertigkeit der linken wie rechten Hand gegriffene Seiten überhaupt sauber zum Klingen zu bringen, ist ja noch nicht gegeben und muss erst nach und nach erlernt werden.
Meine Erfahrung ist jedoch, dass ein Song z.B. „Blowin in the wind“ von Bob Dylan, mit seinen drei relativ leichten Akkorden: A,D, und E Dur nach drei Wochen schon ganz gut funktionieren kann und sogar schon zur Gitarrenbegleitung korrekt gesungen werden kann.

Ich bevorzuge hier die sogenannte „Bassbegleitung“ die ganz gut dazu klingt und sowohl motorisch und technisch gesehen für beide Hände relativ leicht umzusetzen ist.

Voraussetzung ist hierfür natürlich fast tägliches Üben und vor Allem richtiges Üben und auch hierbei gilt sowohl für den Anfänger wie auch für den fortgeschrittenen Gitarrenschüler:

„Spiele was Du kannst und übe was Du noch nicht kannst“!